Ursachen
Es sind viele verschiedene Ursachen von Kotwasser bekannt. Die meisten Ursachen hängen mit der Fütterung und Haltung des Pferdes zusammen. Häufig findet man bei betroffenen Pferden mehrere auslösende Ursachen. Der deutlichste Zusammenhang ist in der Veränderung der Fütterung und der Futterqualität in den vergangenen Jahren zu finden. Pferde reagieren sehr empfindlich auf die Umstellung von Weidegras auf Heu, da bei der Heufütterung wesentlich mehr Trinkwasser vom Pferd aufgenommen werden muss, um seinen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Im Weidegras ist mehr als doppelt so viel Wasser enthalten als im Heu.
Die Fütterung durch Heunetze oder mit Rauhfutterautomaten kann Kotwasser auslösen, da das Futter nicht mehr in ausreichender Qualität und Menge vom Pferd aufgenommen werden kann. Weitere Ursachen sind stark schwankende Futterqualität und Belastung des Raufutters mit Bakterien, Pilzen oder Schimmelsporen sowie ein hoher Fruktangehalt im Weidegras. Heulage ist oftmals bakteriell belastet oder qualitativ minderwertig und daher für Pferde mit Kotwasser ungeeignet. Silage ist für Pferde schwer verdaulich und noch häufiger bakteriell belastet als Heulage und daher ebenfalls als Raufutter ungeeignet. Beim Kraftfutter ist zu beobachten, dass sehr stärke-, eiweiß- oder zuckerreiche Futtermittel langfristig eine Dysbiose, also einer Veränderung der Bakterienflora im Darm, begünstigen. Zusätzlich können diese Futtermittel eine Verschiebung des pH-Wertes im Darm bewirken und führen somit zu einer gestörten Darmtätigkeit mit Verringerung der Nährstoff- und Wasseraufnahme aus dem Darm. Diese Beeinträchtigung ist ebenfalls bei unregelmäßiger oder unzureichender Fütterung mit Raufutter zu beobachten. Dem täglichen Futter und Trinkwasser des Pferdes sollte daher viel Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Regelmäßige Analysen des Trinkwassers und hohe Qualität und ausreichender Nährstoffgehalt im Futter sind die Basis für ein gesundes Pferd. Ein Magengeschwür oder eine Magenschleimhautentzündung sollte ebenfalls als mögliche Ursache für Kotwasser ausgeschlossen werden.
Durch nicht artgerechte Haltung, ungeeignete Fütterung und Überforderung der jungen Pferde im Training nehmen diese Erkrankungen ebenfalls stetig zu. Medikamente können die Darmflora des Pferdes schädigen und zur Entstehung von Kotwasser beitragen. Hierzu zählen Antibiotika, Wurmkuren, Schmerzmittel, Entzündungshemmer und andere Medikamente.
Zahnfehler, Fehlstellungen der Zähne oder Fehler bei der Zahnbearbeitung stellen häufig eine Ursache für schlechte Verdauung und Kotwasser dar. Eine regelmäßige Zahnbearbeitung durch ausgebildete Fachleute 1-2 mal pro Jahr hilft dabei, diese Ursache zu vermeiden und auch andere Erkrankungen zu verhindern. Nach der Zahnbehandlung mit Sedierung sollten die Gelenke im Kopf und Halsbereich von einem Physiotherapeuten oder Osteopathen kontrolliert werden, da sich durch das Aufhängen des Kopfes unter Narkose leicht kleine Verschiebungen im Skelett bilden und Blockaden entstehen können.
Verschiedene Darmparasiten (Blutwurm, Palisadenwurm, Bandwurm, Spulwurm und Pfriemschwänze) können bei langanhaltendem Befall die Darmwand erheblich schädigen und schlecht heilende Wunden auf der Schleimhaut hinterlassen. Diese Schädigung findet man häufig bei Pferden aus schlechter Aufzucht oder Haltung mit unpassender Fütterung und fehlender Vorsorge. Regelmäßige Kotuntersuchungen und individuelle Wurmkuren bei akutem Befall sollten bei Pferden mit Kotwasser unbedingt durchgeführt werden. Zusätzlich muss die Darmflora nach einem Wurmbefall unterstützt und regeneriert werden, damit wieder ausreichend Wasser und Nährstoffe aufgenommen werden können.
Der Darm des Pferdes ist je nach Rasse bis zu 30m lang. Dünndarm und Dickdarm befinden sich im hinteren Bereich des Bauchraumes. Ihre Darmschlingen reichen bis in den Becken Bereich hinein und vor der Ausscheidung müssen die Pferdeäpfel durch den Mastdarm die Beckenpasssage durchqueren. Bei Pferden mit Blockaden, Fehlstellungen oder stark verkrampfter Muskulatur im Bereich Becken und Hintergliedmaßen, wird vermehrt Kotwasser beobachtet. Durch den Druck von außen auf die Darmwände kann die Verdauung dauerhaft eingeschränkt werden. Das Kotwasser stellt hier eine natürliche Hilfe des Körpers dar, um die lebensnotwendige Ausscheidung zu gewährleisten. Durch den höheren Flüssigkeitsgehalt im Kot kann dieser leichter durch die eingeschränkten Passagen im Mastdarm transportiert werden.
Die Haltung und Nutzung des Pferdes sollte sich an den natürlichen Bedürfnissen orientieren und diese beachten. Pferde sind Herdentiere und verfügen über einen angeborenen Fluchtinstinkt. Diese beiden Instinkte sind trotz jahrelanger Zucht und Ausbildung durch den Menschen genetisch im Pferd verankert und stellen seine Überlebensgrundlage dar. Ein Pferd ohne Herde, ohne Partner oder ohne Sozialkontakte ist vermehrtem Stress und einer erhöhten Belastung des Immunsystems ausgesetzt. Auch unpassende Herdenstrukturen, Boxenhaltung, geringe Raufuttergabe, Platzmangel, schlechte Bodenverhältnisse, Bewegungsmangel, Mangel an Liegeflächen oder überdachten Bereichen können für das Pferd Stress bedeuten.
Weiterhin kann Stress beim Pferd durch ungewohnte Transporte, nicht passende Ausrüstung (Trense, Sattel, usw.), falsches Training mit Überforderung, Blockaden im Skelett oder unpassende Hufbearbeitung entstehen. Durch Unruhe und Stress wird der Fluchtinstinkt beim Pferd angesprochen und infolgedessen die Verdauungsleistung reduziert. Dauerstress führt zu einer reduzierten Darmaktivität, begünstigt dadurch Dysbiosen und kann eine Ursache für Kotwasser sein.