Moral im Reitsport

Die unberuhigende Doppelmoral

Eine Entwicklung in der Gesellschaft, die ich mit ungutem Gefühl beobachte.

Wege gemeinsam nutzen

Als Freizeitreiterin bin ich mit dem Pferd auf verschiedenen Wegen in der Natur unterwegs. Hauptsächlich Feld- und Wiesenwege, aber auch gemeinschaftlich von Landwirten, Fahrradfahrern und Spaziergängern genutzte Wege.

Hier muss ich als Reiterin sehr umsichtsvoll sein, um mein Pferd und die anderen Nutzer des Weges nicht zu gefährden. Pferde sind Herdentiere, ohne den Schutz ihrer Herde können sie schreckhaft sein oder sich unwohl fühlen. Pferde sind Fluchttiere. Bei Angst können sie schnell ein unkontrollierbares Tempo erreichen. Daher bin ich dafür verantwortlich, meine Bindung zum Pferd zu stärken und mein Pferd auf Situationen im Straßenverkehr vorzubereiten.

Wege gemeinsam nutzen
Gemeinsam in der Natur

Gemeinsam in der Natur

Vor einigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einem Rennradfahrer. Wir kamen auf die Situation auf gemeinschaftlich genutzten Wegen zu sprechen. Er meinte daraufhin, dass er mit seinem Rennrad häufig unerlaubterweise die Fahrbahn nutzt, obwohl ein Fahrradweg zur Verfügung steht. Das ärgert natürlich viele Autofahrer, die auf den teilweise engen Straßen nicht überholen können. Und eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30 km/h ist zwar auf dem Fahrrad spannend, für Autofahrer eher nicht so. Aber auf Fahrradwege wolle er nicht ausweichen, hier sei der Bodenbelag häufig nicht optimal für die Reifen und zudem müsse man dauernd bremsen, um Fußgänger und andere Radfahrer zu überholen. Er mache schließlich Sport und wolle dabei nicht dauernd Rücksicht auf andere nehmen.

Gegenseitige Rücksicht

Ich bin selbst ein gebranntes Kind mit Rennradfahrern, da meine eigene Tochter vor einigen Jahren beinahe von so einer Kolonne auf dem Fahrradweg umgenietet wurde. Sie fuhr vor mir und ich habe mich regelmäßig umgesehen, um andere Radfahrer frühzeitig zu bemerken. Plötzlich raste der erste Fahrer links an mir vorbei und ich rief nur "Anna Stopp". Glücklicherweise hat sie meine Angst in der Stimme richtig interpretiert und instinktiv beide Füsse auf den Boden gestellt. Sonst hat sie beim Anhalten gerne einen kleinen Schlenker nach links gemacht. Das wäre in diesem Fall in einer Katastrophe geendet. Die Rennradfahrer haben weder geklingelt, noch gerufen oder das Tempo reduziert. Meine Kommentare zu ihrem Verhalten hat keiner von ihnen mitbekommen.

Gegenseitige Rücksicht
Sportler bleiben fair

Sportler bleiben fair

Diese Rücksichtslosigkeit im Zuge des Sports ist mir wirklich unangenehm. Wenn ich als Autofahrer einen Rennradfahrer auf der Straße sehe, gebe ich auch nicht extra Gas mit dem Gedanken: ich fahre einen Rennwagen, ich betreibe hier Sport, soll der Fahrradfahrer schauen, wo er bleibt. Und wenn ich mit meinem Pferd draußen unterwegs bin, galoppiere ich auch nicht über Kinder, Spaziergänger und Hunde drüber, weil mein Pferd trainiert werden muss und weil es so anstrengend ist, ständig zu bremsen.

Karma

Ich begegne anderen Menschen und Tieren im Gelände im Schritt, halte ausreichend Abstand und steige ab und führe das Pferd, wenn es zu eng oder gefährlich werden kann. Dadurch habe ich zwar keinen guten Schnitt, aber gutes Karma. Vielleicht ein erster Schritt zu gutem Sport.

Karma