Dornmethode

Gerne der Zeiten gedenk' ich, da alle Glieder gelenkig - bis auf eins. Doch die Zeiten sind vorüber, steif geworden alle Glieder - bis auf eins. Johann Wolfgang von Goethe

Die Dornmethode ist eine physiotherapeutische Behandlungsform und kann unabhängig von anderen Behandlungsmethoden eingesetzt werden. Sie entspringt einem ganzheitlichen Verständnis für das Skelett und den Bewegungsapparat. Die Dornmethode bringt das Skelett vom Becken ausgehend ins Gleichgewicht und verbessert Beweglichkeit, Elastizität und Stabilität aller darin beteiligten Strukturen. Sehnen, Bänder und Muskulatur werden entlastet, regenerieren schneller und effektiver und werden vor Überlastung geschützt. Durch die Korrektur der Beinlängendifferenz und die dadurch entstehende Stabilisierung des Beckens wird das Fundament für eine aktive Hinterhand und weiche, raumgreifende Schritte gelegt. Die Lastaufnahme der Hinterhand entlastet die Vorhand und verbessert deren Beweglichkeit. Die Wirbelsäule kann sich frei zwischen Hinterhand und Vorhand auspendeln und ermöglicht volle Beweglichkeit mit einem locker schwingenden Rücken.

Skelett

Das Skelett nimmt biomechanische Belastungen auf, entschärft sie durch Verteilung auf verschiedene Gelenke und Weichteile und schont dadurch den gesamten Bewegungsapparat. Es bildet das Gerüst für Muskeln, Sehnen und Bänder und schützt die inneren Organe. Durch die Hängebrückenkonstruktion ist die Wirbelsäule beim Pferd und Hund zwischen Vor- und Hinterhand aufgehängt. Eine knöcherne Verbindung der Wirbelsäule zu den Beinen findet man nur an der Hinterhand. Die Vorhand ist lediglich über die thorakale Muskelschlinge mit dem Rumpf verbunden.

Skelett
Becken

Becken

Das Becken wird aus Darmbein, Sitzbein und Schambein gebildet. Die Schaufeln des Darmbeins sind am Iliosakralgelenk (Kreuzdarmbeingelenk) mit dem Kreuzbein verbunden. Die Beweglichkeit in diesem Gelenk ist äußerst gering. Das Iliosakralgelenk stellt die Verbindung der Hinterhand zur Wirbelsäule dar und ist damit auch wichtigster Umsatzort für die Kraftübertragung aus der Hinterhand. Es wird durch kräftige Bänder stabilisiert. Verdrehungen oder Fehlstellungen im Iliosakralgelenk führen zu verschiedenen Problemen oder Lahmheiten in der Hinterhand und in der Kruppe. Das Lumbosakralgelenk bildet den Übergang vom 6. Lendenwirbel zum 1. Kreuzwirbel. Hier ist durch das Abkippen des Beckens eine Beugung von etwa 20 Grad Beugung möglich. Eine seitliche Biegung oder Rotation ist nicht möglich. Dieses Gelenk stellt nach Hals und Schweif den beweglichsten Teil der Wirbelsäule dar und ist für geschmeidiges Untertreten der Hinterhand und für leichtes Abkippen des Beckens verantwortlich.

Schulter

Pferd und Hund haben keine knöchernen Schlüsselbeine. Die Verbindung der Vorderbeine zum Rumpf besteht über die thorakale Muskelschlinge. Diese wird aus Bändern, Faszien und starken Haltemuskeln gebildet und erlaubt dem Rumpf freie Beweglichkeit zwischen den Schulterblättern. Die Beweglichkeit der Schultern wird über Muskeln (Infraspinatus, Supraspinatus und Subscapularis) eingeschränkt.

Schulter
Welche Rolle spielt das korrekte Becken und gleichlange Beine beim Tier?

Welche Rolle spielt das korrekte Becken und gleichlange Beine beim Tier?

Entwicklung der Schubkraft von hinten

Gleichmäßige Lastaufnahme

Gerade Lenden- und Brustwirbelsäule

Entlastung und Stabilität für Vor- und Hinterhand

Entlastung von Sehnen, Bändern und Muskulatur

Warum verschieben sich Becken und Wirbel?

Einseitige oder ungewohnte Tätigkeit

Bewegungsmangel

Störungen im Flüssigkeitshaushalt

Im Durchzug stehen

Geburt

Übermütiges Spielen, Ausrutschen, Wegrutschen, Sturz

Einseitig überbeanspruchte Strukturen nach Verletzungen

Verhältnis Belastung - Entlastung stimmt nicht

Überlastung im Sport

Schiefer Reiter

Gymnastische Übungen ( Zirzensik )

Sattel / Decke unpassend

Falsche Fütterung

Unpassende Hufstellung/ Beschlag

Warum verschieben sich Becken und Wirbel?
Wie aus kleinen Blockaden eine Schiefstellung entsteht

Wie aus kleinen Blockaden eine Schiefstellung entsteht

Blockade

Schmerz

Muskelverspannung

Schonhaltung

Durchblutungsstörung

Sekundäre Verletzungen, Überlastung

Schiefstellung im Skelett

→ aus der optimalen Statik

Einfluss von Blockaden auf den Energiefluss und das Nervensystem

Meridiane durchziehen den Körper und verteilen die Energie im Körper. Fehlstellungen von Wirbeln oder Gelenken führt zu Störungen im Energiefluss. Die Nervenbahnen verlaufen im Rückenmark und treten seitlich aus den Rückenwirbeln aus. Sie versorgen ein bestimmtes Gebiet oder Organ. Schon geringe Rotationen im Wirbelkörper führen zur Einengung des Nervenkanals und damit zur Störung der Funktion des entsprechenden Gebietes oder Organs.

Einfluss von Blockaden auf den Energiefluss und das Nervensystem
Indikationen und Kontraindikationen

Indikationen und Kontraindikationen

Indikationen
Beschwerden an der Wirbelsäule oder Gelenken

Lahmheit, Gangungleichheit, Taktfehler

Bewegungsvermeidung, Ausweich- oder Abwehrverhalten

Arthrose, Verletzungen an Sehnen und Bändern

Beschwerden nach Stürzen, Ausrutschen oder Aufhängen beim Anbinden

Wirbeldysfunktionen wirken sich langfristig auf die Meridiane und auf das Organsystem aus und können zu chronischen Erkrankungen führen.

Kontraindikationen

Knochenbruch

Akute Gelenkentzündung

Wunden, frische Verletzungen

Mit Tumoren oder Metastasen befallene Knochen

Trächtigkeit

Behandlung

Die Grundlagen der Dornmethode bei Tieren sind die gleichen wie beim Menschen.
Die Befunderhebung beim Tier besteht aus Analyse der Balance im Stand und in der Bewegung, Ganganalyse, Abtasten der Muskulatur, der Gelenke und der einzelnen Wirbel und Überprüfung des Energiefluss.

In der Therapie wird jedes Gelenk in die Behandlung miteinbezogen. Die Dynamik der Gelenke während der Therapie bei Tieren wird entweder durch Vorwärts - oder Rückwärtsgehen oder unterstützend durch einen Helfer erreicht. Gelenke an den Extremitäten werden durch den Therapeuten bewegt und mit Druck ins Gelenk behandelt. Die Wirkung der Therapie ist in der gesamten Funktionseinheit eines Gelenkbereiches zu sehen. Es werden Spannungen in der Muskulatur, wie auch Faszien und weiteren Weichteilen ausgeglichen, so dass die Funktionseinheit wieder bestmöglich arbeiten kann.

In regelmäßigen Behandlungspausen wird das Pferd geführt, damit sich Muskeln, Sehnen und Bänder langsam an das neue Bewegungsgefühl gewöhnen. Beim Hund sind keine Behandlungspausen notwendig, da die Therapie im Liegen erfolgt.

Beim Pferd wird nach der ersten Behandlung zwei Wochen lang vom Boden aus gearbeitet. Dabei dürfen keine Dehnübungen mit dem Pferd gemacht werden. Handarbeit, Bodenarbeit, Longe und Spaziergänge sind erlaubt. Nach zwei Wochen erfolgt die zweite Behandlung. Dabei wird die Statik überprüft und optimiert und noch vorhandene Defizite behoben. Danach kann das Pferd wie gewohnt geritten und gearbeitet werden.

Zur Unterstützung der Behandlung eignen sich Akupunktur und Massage, um die Muskulatur und den Stoffwechsel zu entlasten.

Akute Probleme sollte man möglichst sofort behandeln lassen und die Tiere anschließend zweimal im Jahr überprüfen lassen. Bei chronischen Erkrankungen erfolgt die Behandlung in regelmäßigen Abständen alle 6-12 Wochen.

Behandlung
Namensgebung

Namensgebung

In Europa gibt es eine Tradition der Weitergabe von Behandlungsformen in verschiedenen Bereichen wie Kräuterwissen, Knochenrenker, Massagen, etc.

Jahrhundertelang haben Einzelne für die Gesundheitsförderung in der dörflichen Gemeinschaft und Familie für Mensch und Tier gesorgt.

Dieter Dorn (geboren am 13. August 1938, gestorben am 19.1.2011) ist der Namensgeber der Dorn-Methode. Er lebte im bayrischen Allgäu in Lautrach bei Memmingen und betrieb eine Landwirtschaft und ein Sägewerk. 1973 wurde er von dem Vogtbauern Josef Müller erfolgreich gegen seine akuten Beschwerden im unteren Rücken behandelt. Der wiederum hatte die Behandlungsgriffe von einer Frau abgeschaut, die sich um die Nutztiere auf seinem Hof kümmerte. So wurde die Therapie von Generation zu Generation weitergereicht. Seine Neugier auf diese Griffe und Kniffe des alten Bauern war geweckt. So begann Dieter Dorn aus der Erinnerung dieser Eigenerfahrung heraus Menschen zu ertasten und zu behandeln. Dies war der Start der Entwicklung oder Wiederentdeckung dieser Jahrhunderte alten Therapie. Anfänglich behandelte Dieter Dorn seine Familie und Bekannte, es kamen mit der Zeit Kunden von seinem Sägewerk und Nachbarn dazu bis schließlich fremde Menschen zu ihm kamen, die von seinen Erfolgen gehört hatten und sich von ihm eine Linderung ihrer Beschwerden erhofften. Seine Arbeit verstand er als Anleitung zur Selbsthilfe.

1985 hörte der Orthopäde Dr. med. Thomas Hansen von dem „Laienheiler Dorn“, ließ sich behandeln und förderte daraufhin Dieter Dorn mit Büchern zu Anatomie und Physiologie und organisierte Seminare für Interessierte.

Die Verbreitung der Therapie nach Dorn als eine sanfte Form der Behandlung von Rücken- und Gelenkbeschwerden nahm seinen Lauf bis heute. Heute ist sie weltweit und in ihrem Ursprungsgebiet Süddeutschland natürlich am stärksten verbreitet. Immer mehr Ärzte, Heilpraktiker, Physiotherapeuten, Tierheilpraktiker, Ergotherapeuten, Krankengymnasten, Hebammen und medizinische Masseure wenden die Dornmethode in ihren Praxen an.